Gibt es in Hamburg noch einen offiziellen Vorgabe-Pokalwettbewerb? Ja! Jährlich kämpfen die Hamburger Schiedsrichter untereinander um „ihren“ Wanderpokal. Das Turnier hat im Mai diesen Jahres mit 24 Teilnehmern ordentlich Zuspruch gefunden. Im Einzel wurde zunächst in sechs Gruppen gekämpft, danach ging es in zwei KO-Feldern weiter: Die Gruppenersten und -zweiten im A-Feld mit Ausblick auf den Pokal, die Gruppendritten und -vierten im B-Feld für die Ehre und das Konditionstraining. Dazu wurde wie immer eine Doppelkonkurrenz im KO ausgespielt, wobei die Doppelpaarungen zu Turnierbeginn gelost wurden – eine Garantie für größten Doppel-Spaß – groß mit klein, alt mit jung, stark mit „naja“. Die Vorgabe gibt jedem noch so ungewöhnlichen Doppelpaar eine Chance.
Die Sieger: Das Doppel konnten in diesem Jahr Marco Burandt, Vorjahressieger im Einzel, und der 15-jährige Finn Puck gemeinsam für sich entscheiden. Im Einzel überraschte der ebenfalls 15-jährige Tim Ottlik, der den top-gesetzen Abdulhadi Dukhan in einem spannenden Finale besiegen konnte und den Wanderpokal nun für ein Jahr sein Eigen nennen darf. Wir sind uns sicher, dass Tim im nächsten Jahr mit einer geringeren Vorgabe vorlieb nehmen muss. Im B-KO-Feld konnte sich der 16-jährige Jannes Behle gegen den 13-jährigen Jonte Olejak durchsetzen. Noch einmal unterstreicht dies, dass unser SR-Nachwuchs nicht nur hinterm Zählgerät eine gute Figur macht.
Die Vorgabe: Einzel und Doppel wurden wieder im bewährten System mit „dynamischer Vorgabe“ gespielt. Die Vorgabe im ersten Satz: QTTR-Differenz durch 70 und dann runden, also 1 Ball Vorgabe ab 35 Punkten Differenz und maximal 5 Bälle Vorgabe ab 315 Punkten Differenz. Doch das gilt nur im ersten Satz! In den folgenden Sätzen greift die Dynamik: Die Vorgabe wird für jeden Satz um einen Punkt nach oben oder unten angepasst, je nachdem wer den Satz davor gewonnen hat. Bei einer Vorgabe von 5 Punkten im ersten Satz könnte der dritte Satz also mit einer Vorgabe von 7 Punkten starten oder auch nur mit 3 oder eben wieder mit 5. Eine Vorgabe von 1 Punkt im ersten Satz kann sich im Verlauf des Spiels zwischen den Parteien umkehren. Das kleine Trepp-auf, Trepp-ab sorgt für noch mehr Chancengleichheit und verlängert so manch ein „klares“ Spiel bis zum Entscheidungssatz. Das dynamische Vorgabe-System ließ sich SR-Obmann Thorsten Lau zum SR-Turnier 2011 einfallen, da das damalige LKZ-System und die daran orientierten Vorgaben zu viele Ungerechtigkeiten aufwies. Seitdem wurde es jedes Jahr gespielt. seit 2018 auf Basis der QTTR-Differenzen. Auch hier sorgt die Dynamik weiterhin für den Ausgleich von kleineren Ungerechtigkeiten und Tagesformen.
Thorsten Lau
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